„Bei meiner ersten politischen Kampagne hatte ich ein Plakat – da stand drauf: ‚Wir brauchen einen besseren Schauspieler im Rathaus.‘ Heute bin ich nur der Zweitbeste. Danke, lieber Thorsten Nindel, dass du heute als Teil meiner Familie gekommen bist.“

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen des Stadtrats,
liebe Wormserinnen und Wormser,

es ist mir eine große Ehre, heute hier zu stehen und mich Ihnen für das Amt des ehrenamtlichen Beigeordneten der Stadt Worms vorzustellen.

Mein Name ist Peter Englert. Ich bin gebürtiger Wormser, Jahrgang 1990, verheiratet – und, wie man vielleicht unschwer weiß, ein leidenschaftlicher Kulturmensch.

Seit meiner Kindheit bin ich auf und hinter den Bühnen dieser Stadt aktiv. Kultur war für mich nie nur Beruf – sie war immer Haltung, Ausdruck und Identität. Sie war, wenn man so will, mein Kompass. Zwei Jahre lang durfte ich Ensemblemitglied der Nibelungenfestspiele sein – eine Zeit, die mich künstlerisch und menschlich tief geprägt hat. Seit über elf Jahren gehöre ich zum Ensemble der Bad Hersfelder Festspiele, wo ich seit drei Spielzeiten auch als Referent des Intendanten arbeite. Diese Rolle hat mir einen einzigartigen Einblick in die Verwaltungsarbeit einer städtisch getragenen Kulturinstitution gegeben. Ich durfte mitgestalten, moderieren, vermitteln – zwischen Kreativität und Verwaltung, zwischen Künstlern und Kommunalpolitik.

Seit 2019 engagiere ich mich im Stadtrat der Stadt Worms – für die Fraktion „Worms will weiter“. In den letzten Jahren durfte ich hier im Kulturausschuss, im Aufsichtsrat der Kultur- und Veranstaltungs GmbH und der Nibelungenfestspiele und als Vorsitzender mehrerer Kulturvereine erleben, was möglich ist, wenn Leidenschaft, Struktur und Gemeinsinn zusammenkommen.

Heute bewerbe ich mich für vier Aufgabenbereiche, die auf den ersten Blick sehr unterschiedlich erscheinen mögen – aber bei näherem Hinsehen eines gemeinsam haben: Sie alle betreffen die Menschen in unserer Stadt ganz unmittelbar.

Zur Friedhofsverwaltung:
Erst gestern habe ich eine Veranstaltung meines geschätzten Kollegen Dirk Beyer besucht, die sich mit Reform des Bestattungsgesetzes in Rheinland-Pfalz befasste. Dabei wurde klar: Unsere Friedhofskultur steht vor einem Wandel. Die Bedürfnisse der Menschen verändern sich – mehr Vielfalt, mehr Individualität, aber auch mehr Fragen rund um Pflege, Fläche, Klimaanpassung und Trauerkultur. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass unsere Friedhöfe Orte der Würde und des Trostes bleiben – eingebettet in eine moderne kommunale Struktur, die offen für neue Formen des Gedenkens ist.

Zum Ehrenamt:
Das Ehrenamt ist das Rückgrat unserer Stadtgesellschaft. Ohne die unzähligen Menschen, die sich Tag für Tag, Jahr für Jahr einsetzen – oft im Stillen – wäre unsere Stadt ärmer, kälter, lebloser. Dieses Engagement verdient nicht nur Respekt, sondern aktive politische Unterstützung. Und dabei denke ich nicht nur an Vereinsarbeit im klassischen Sinne, sondern auch an das, was unser Brauchtum ausmacht: Fastnachtsumzüge, Kerben in den Vororten, all das gehört zur DNA von Worms. Ich möchte dabei helfen, Know-how und Strukturen zu bündeln – etwa bei Sicherheitskonzepten oder Genehmigungsfragen – damit Ehrenamt nicht zum Hindernislauf wird, sondern bleibt, was es sein soll: Ausdruck von Zusammenhalt.

Zum Jobcenter:
Der Arbeitsmarkt verändert sich rasant. Aber eines bleibt: Arbeit ist und bleibt der Schlüssel zur sozialen Teilhabe. Das Jobcenter steht dabei an einer entscheidenden Schnittstelle – zwischen Menschen, die Perspektiven suchen, und Strukturen, die diesen Weg ermöglichen. Integration in Arbeit ist kein Verwaltungsakt – sie ist eine Frage der Würde. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass individuelle Lebenswege nicht in Formularen verloren gehen, sondern dass wir gemeinsam neue Chancen eröffnen – auch für Menschen, die bislang zu oft übersehen werden.

Zur Kultur- und Veranstaltungs GmbH:
Hier schlägt mein Herz besonders laut. Ich kenne die Menschen, die dort arbeiten, seit vielen Jahren. Gemeinsam haben wir Kulturveranstaltungen umgesetzt, Ideen gesponnen, Konzepte realisiert – mit Herzblut, Kreativität und Pragmatismus. Die KVG ist mehr als ein Dienstleister – sie ist ein Möglichmacher. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit, auf kurze Wege, auf Synergien – und darauf, gemeinsam neue Impulse zu setzen, die über die Stadtgrenzen hinausstrahlen.

Und erlauben Sie mir, an dieser Stelle noch einen grundsätzlichen Gedankengang:
Kultur, egal ob im küntslerischen Bereich, im Begegnusbereich der Friedhöfe, im Ehrenamt oder als Hilfsmittel der Integration ist kein Sahnehäubchen – sie ist Fundament unserer Demokratie.

Sie schafft Räume der Begegnung, der Debatte, der Emotion. Sie fragt, zweifelt, inspiriert – und gibt auch jenen eine Stimme, die sonst selten gehört werden. In Zeiten von Populismus, Polarisierung und wachsendem Vertrauensverlust in demokratische Institutionen sind offene, kritische, diverse Kulturorte keine Nebensache, sondern unsere beste Prävention gegen den Zerfall des gesellschaftlichen Zusammenhalts.

Ich durfte das ganz besonders in einer schwierigen Zeit erleben: während der Corona-Pandemie. Damals haben wir in Worms mit „KarantenaTV“ innerhalb weniger Tage einen digitalen Kulturstreamingsender aufgebaut. Ohne viel Geld, aber mit Herz, Improvisationstalent und dem festen Willen, Menschen miteinander zu verbinden, wenn physische Nähe gerade nicht möglich war. Dieses Projekt hat mir gezeigt: Kultur findet Wege – wenn man sie lässt. Und wenn Politik sich nicht als Bremsklotz, sondern als Möglichmacher versteht.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich weiß, dass ich mit dieser Bewerbung eine große Verantwortung übernehme. Und ich wäre unehrlich, wenn ich behauptete, dass ich dafür schon alles weiß, alles kann oder keine Fehler machen werde. Ich bin nicht perfekt. Ich werde lernen, zuhören, mich korrigieren müssen. Aber ich verspreche Ihnen, dass ich mit vollem Einsatz, mit offener Haltung und mit echtem Interesse an der Sache an diese Aufgabe herangehen werde.

Ich liebe diese Stadt – mit all ihren Ecken, ihrer Geschichte, ihrer Vielfalt. Ich liebe sie in ihrer Lebendigkeit und auch in ihrer Widersprüchlichkeit. Worms hat mich geprägt. Sie ist mein Zuhause, mein kultureller Ursprung, mein Lebensraum. Für diese Stadt zu arbeiten, bedeutet für mich nicht nur Pflicht, sondern tiefe Verbundenheit. Und ja – auch Dankbarkeit dafür, was sie mir selbst in meinem Leben ermöglicht hat.

Ich danke dem Oberbürgermeister, dem Sitzungsdienst, dem Stadtvorstand und den Koalitionsfraktionen für die konstruktiven und vertrauensvollen Gespräche in den vergangenen Wochen. Dieses Vertrauen weiß ich sehr zu schätzen – und es verpflichtet.

Ich bitte Sie heute um Ihr Vertrauen.
Vertrauen in einen, der diese Stadt liebt, der sie kennt, der gestalten will – und der bereit ist, sich dieser Aufgabe mit all seiner Kraft und seiner Leidenschaft zu widmen.

Vielen Dank.